Fischnährtierchen und ihre Nachahmung – Fliegenbinden
Gliedertiere, zu denen auch die enorme Vielfalt der Insekten (mehr als 75 % aller Tierarten auf der Erde) gehören, stellen eine wichtige Nahrung für unsere heimischen Fischarten dar und verdienen daher hohe Aufmerksamkeit des Fluganglers und Fliegenbinders. Nur ein verschwindend kleiner Anteil dieser Kerbtiere ist für den Fliegenfischer interessant, um nachgeahmt zu werden. Gute Kenntnisse über die Erkennungsmerkmale und die Lebensweise dieser Gliederfüßer sind Voraussetzung für eine entsprechende Bindeweise und ein erfolgreiches Anbieten.
Das schier unendliche und kaum übersehbare Angebot an verschiedenen Kunstfliegen (mehrere Tausend weltweit) macht es vor allem dem Anfänger nicht immer leicht – es gibt einen Ausweg: Selbstbinden – es befriedigt sehr, eine Selbstgebundene an das Vorfach zu knoten und ist auch weniger kostenaufwendig. Nach kurzer Lehrzeit erkennt der Flugangler, dass nicht Dutzende von Fliegenmustern, sondern einige alt bewährte Standartmuster, z. B. Ritz D und Arthofer, bzw. Palmer und Rehhaarsedge, meist den Bedarf decken und dies ergibt, dass man mit einfachen Mitteln, einer verhältnismäßig geringen Materialauswahl und mit schlichten Bindeweisen seine Kunstfliegenköder selbst fertigen kann. Die langen Wintermonate bieten sich an, die Fliegendose aufzufüllen, um zu Saisonbeginn die richtige Fliege oder Nymphe für jede denkbare Situation zur Verfügung zu haben. Seine Fliegen selbst binden ist der Schlüssel für mehr Freude am Fischwasser.
Zweifelsohne steckt in der Fliegenbinderei weit mehr als die bloße Freude, Insekten und Insektenlarven als künstliche Köder darzustellen und erfolgreich anzuwenden.
Vielmehr ist es die Faszination und die Vielfalt an Möglichkeiten, die Vorgaben der Natur so gut als möglich zu kopieren und imitieren.
Der Fantasie beim Fliegenbinden sind keine Grenzen gesetzt, aber die richtige Köderwahl kann erst am Wasser getroffen werden und hier stellt sich immer wieder vom Neuen die Frage: wo nimmt der Fisch – was nimmt der Fisch, „trocken oder nass“? Mit Bedacht wird der insektenkundige Fliegenfischer meist eine zufriedenstellende Wahl treffen. Zu oft ergötzen sich die Augen des Fischers an wunderschönen Fliegenmustern – die Fähigkeiten und die Taktik um die Natur zu täuschen findet man aber in der prunkvollsten und best bestückten Fliegendose nicht.
Bindeanleitung: Friedrich Tomasin
Fotos: Ernst Peter Prokop
Materialliste:
- Haken: Trockenfliegenhaken 2x lang, Größe 14-16
- Bindefaden: Serafil grau
- Körper und Flügel: CDC (Stockentenbürzelfedern) naturgrau
- Köpfchen: schwarzer Bindefaden
Bindeanleitung: Friedrich Tomasin
Fotos: Ernst Peter Prokop
Nicht wenige Fliegenbinder neigen dazu, die natürlichen Insektenvorbilder möglichst genau nachzuahmen. Dabei ist eine völlig naturgetreue Nachahmung der natürlichen Vorbilder – meine ich – gar nicht notwendig und zweitens den gesamten Aufwand nicht wert. Kreativität ja – Fliegenkult nein.
Meine CDC-Köcherfliegenbindeweise zeigt sehr wenig Ähnlichkeit mit einer „Trichoptera“, deckt für mich den Ersatz einer Haarflügelfliege aber völlig, hat hervorragende Schwimmeigenschaften und ist sehr gut sichtbar.
Materialliste:
- Haken: Trockenfliegenhaken Gr. 12-18
- Bindefaden: Serafil schwarz
- Körper: Numedisfibern grau
- Flügel: CDC-Federn naturgrau und weiß
- Hechel: CDC-Federfibern naturgrau
Bindeanleitung: Friedrich Tomasin
Fotos: Atelier Ernst, Peter Prokop
Bindeanleitung: Friedrich Tomasin
Fotos: Ernst Peter Prokop
Kürzlich war ich zu einem Fischgang in die Möll eingeladen. Oberhalb der Schmelzbrücke (Zugang zur Raggaschlucht) geriet ich beim Anpirschen an eine vielversprechende Flussstelle in das Habitat einer Wespenkönigin mit ihrem Klan – Folge: Mit anschwellender Oberlippe blickte ich in meine Fliegendose und wählte als Vergeltung eine Imitation dieser Hautflügler aus – eine Entscheidung die unverzüglich zum Petri Heil einer „40er Möll-Fario“ führte.
Weitere Erfolge animierten mich, meine Bindeweise vorzustellen und zu empfehlen.
Materialien
- Haken: Buckelhaken Gr. 8-10
- Bindefaden: Serafil grau
- Köpfchen: Perle schwarz
- Körper: Dubbing gelb
- Rippung: Pfaufiber
- Flügel: Hahnenfedernspitzen graubraun
- Beinchen: Rebhuhnbrustfeder braun
- Fühler: Pfaufibernspitzen
Die Federnspitzen in naturnahe Flügelstellung bringen. Rebhuhnbrustfeder mit dem Kiel einbinden und einen Hechelkranz bilden. Die Hecheln an der Oberseite abschneiden und die nach unten stehenden Hecheln etwas zum Hakenbogen gerichtet abstützen (Beinchendarstellung). Die zwei Pfaufibernspitzen gespreizt nach vorne als Fühler hinter der Kopfperle sichern und mit einem Knoten abschließen.
Bindeanleitung: Friedrich Tomasin
Fotos: Ernst Peter Prokop
Ein bevorzugtes Muster in meiner Fliegendose ist die „Herbstgraue“. Sie imitiert eine häufig vorkommende Eintagsfliege – ihr wissenschaftlicher Name „Baetis rhodani“, wohl eine der wichtigsten Spezies für den Fliegenfischer.
Jene unscheinbaren „Grauen“, die in der unteren Bachforellenregion und vor allem in der Äschenregion vorkommen, geben der Herbstfischerei einen besonderen Stellenwert.
Die geflügelten Stadien sind selten größer als zehn Millimeter. Die Weibchen driften bei der Eiablage wie kleine Segelboote mit der Strömung ab und locken die Flossenträger an die Oberfläche. Eine feine und überaus erfolgreiche Trockenfischerei ist dann meist garantiert.
Fantasievoll versucht der Fliegenbinder diese zierlichen Gliederfüßer nachzuahmen.
Bindeanleitung: Friedrich Tomasin
Fotos: Ernst Peter Prokop
Materialliste
- Haken: Buckelhaken 10-14
- Kopfperle: Tungsten Kupfer 3,3-3,8 mm
- Bindefaden: Serafil zweifadig insektgrün
- Beschwerung: Bleidraht medium
- Körpermaterial: Antron/Rabbit/Flashabou-Mischung insektgrün
- Hechel: CDC naturgrau
- Rücken: Latexstreifen rot/blau
- Rippung: Kupferdraht
- Schwänzchen: Hahnenhechel grau
Bindeanleitung: Friedrich Tomasin
Fotos: Friedrich Tomasin
Materialliste
- Haken: Mustad 94840, Größe 16-18
- Bindefaden: Serafil 120/2, schwarz
- Körper: Moosgummi schwarz
- Hechel: Hahnenhechel grizzly
Dieses terrestrische Muster hat schon in so mancher Situation wo ansonsten verlässliche Fliegen nicht den geringsten Erfolg brachten, den einen oder anderen Fisch überlistet.
Darum probieren und dazu Petri Heil!
Bindeanleitung: Friedrich Tomasin
Fotos: Friedrich Tomasin
Eine Kreation anlässlich des 30-jährigen Bestehens des FV Reichenauer Saiblinge. Bezug: Ehemaliger Abbau des Zinnobererzes (Cinnabarit) auf der Turrach.
Materialliste
- Haken: Buckelhaken Gr. 10 bis 14
- Beschwerung: Bleidraht mittel
- Bindefaden: Serafil grau
- Körpermaterial-Abdomen: Antron/Kaninchen/Flashabou-Mischung zinnoberrot-grau
- Thorax: Kaninchen graubraun
- Beinchen: Rebhuhnbrustfeder natur
- Flügelscheide: Jagdfasanstoßfeder
- Schwänzchen: Goldfasanstoßfeder