„Der Sepp spinnt“, meint Adi, als jener die gemütliche Kartenrunde und die warme Stube beim Gasthof „Tscheltsche“ auf der Genottehöhe in Villach verlässt. „Der geht auf den Huchen!“Es ist Mitte Jänner , später Nachmittag, diesig, leicht dämmrig, die Temperatur unter null, durchs Drautal pfeift der eiskalte Wind, die Drau bleigrau. Huchenfischer sind „Freaks“. Sie sind aus einem besonderen Holz geschnitzt. So ein Sauwetter erhöht angeblich die Fangchancen. Sie jagen das Großwild des Süßwassers, den edlen „ Donaulachs“, wenn es draußen unwirtlich ist. Die Chancen auf einen Biss stehen gut.

Und der Sepp weiß, was er tut. Er geht ganz gezielt zu einem Stand oberhalb der Radbrücke an der Drau. Dort hat er schon im September „seinen“ Huchen ausgemacht. „Der hat an die 20 kg“, hat er einem seiner Fischerfreunde verraten.

Der größte unserer heimischen Salmoniden – der Weltrekord liegt bei knapp 35kg – ist ein Standfisch, liebt wie alle Salmoniden kaltes, sauerstoffreiches, schnell fließendes Wasser auf steinigem oder kiesigem Grund.

Er steht in den tiefen Rinnen und unterspülten Ufern und jagt in der Äschen- und der unteren Forellenregion auf Nasen, Aalrutten, Forellen und Äschen und ist hinter Döbel und anderen Weißfischen her. Wenn die Nasen allerdings ausbleiben, dann jagt er die teuren Besatzfische, sehr zum Leidwesen der Reviereigentümer. Wenn ein Kapitaler „räubert“, dann kann ein Revierabschnitt von einem Kilometer ziemlich fischleer werden.

Leider wird er in seinen Jugendjahren oft aus Unkenntnis mit der Regenbogenforelle verwechselt und abgeschlagen.

Er besitzt im Gegensatz zur Forelle einen langgestreckten, drehrunden, walzenförmigen Körper mit einem großen abgestumpften Kopf. Kopf und Vorderteil des Rumpfes sind meist graugrün oder blaugrau, die Flanken und der Hinterleib oft kupferrot oder rotbraun gefärbt. Die Fettflosse ist auffallend groß. Die Maulspalte reicht bis hinter das Auge. Kopf und Rumpf sind mit kleinen dunkelgrauen oder schwärzlichen Punkten und mit einzelnen größeren schwarzen Flecken, nach dem Schwanze und dem Bauch zu, von halbmondförmiger Gestalt besetzt.Der Huchen ist ein ganz dem Süßwasserleben angepasster Lachs, der nie ins Meer geht.

Wahrheit und Mythos umranken den „Donaulachs“ oder „Rothfisch“, wie früher genannt wurde.

Wahr ist, dass er heute zu den gefährdeten Fischarten gehört und von vielen Seiten, besonders aber von der Energiewirtschaft bedroht wird. Er kommt in den rechtsseitigen Zubringern der Donau vor, also Drau, Gail, Mur, Enns, Pielach, Inn usw. und in der slowenischen Save. Reproduzierende Strecken in Kärnten sind die Fließstrecken der Gail von Hermagor flussabwärts und die Fließstrecken der oberen Drau. Wenn man allerdings Kärntner Huchenexperten nach Fangchancen fragt, bekommt man die einhellige Auskunft, dass nur ausgemachte und bestätigte Exemplare erfolgreich zu befischen sind. Allein durch das „Nichtvorhandensein“ von Futterfischen kann der erfahrene Huchenfischer genaue Rückschlüsse auf ein „Revieren“ eines Huchens schließen.

In der Drau ist die neben der Aalrutte die Äsche das Lieblingsfutter des Huchens, in der Gail „räumt“ er ebenfalls manche Äschenstrecke leer.

Ein Mythos ist seine Raublust. Gerade bei niedrigen Temperaturen geht die Verdauung langsam vonstatten. In der Zucht wurde nachgewiesen, dass ein 90cm Exemplar, das einen Döbel von 800 Gramm fraß, 2-3 Wochen sich in seinen Unterstand zurückzieht und in dieser Zeit nichts frisst. Am Futterquotienten lässt sich nachweisen, wie viel Futter/Gewicht ein Fisch zu sich nehmen muss, um selbst 1 kg Körpergewicht zuzulegen. 7-10 kg Nahrung sind notwendig, abhängig von Größe und Alter, um den Räuber 1 Kilo schwerer zu machen. Bei einem Huchen von 90-110 cm bedeutet eine Gewichtszunahme von 2 Kilo, dass er 20-30 Kilo Futterfische fressen muss.

Ein Mythos ist, dass man 100 Fischgänge machen muss, bis man den ersten Huchen fängt. Manchmal reicht der erste Wurf, manchmal sind 100 Fischgänge vergebens. Der Huchen bleibt unberechenbar. Zur Laichzeit ziehen die Huchen in die kleinen Lauenbäche. Wanderungen von 10km und mehr sind keine Seltenheit.

Im dritten Lebensjahr laicht er zum ersten Mal. Da ist er etwa 55cm groß. Das Weibchen legt 10.000 bis 20.000 orangerote Eier mit einem Durchmesser von 5mm in die Laichgrube am „Riebplatz“ ab. Elterntiere schlagen dazu bis zu 1,5t Kiesmaterial heraus. Die Milchner liefern sich sehenswerte Kämpfe um den besten Platz beim Weibchen. Die befruchteten Eier werden im Kieslückensystem vom kalten und sauerstoffreichen Wasser umspült. Nach etwa 19 Tagen schimmern die Augen durch und nach etwa 4 Wochen schlüpfen die kleinen Huchen aus, die sich vorerst über den Dottersack ernähren. Außerhalb des Kieslückensystems wird die Welt für sie gefährlich. Da warten Forellen und Quappen auf ein ergiebiges Fressen.

Keine Legende sind die kapitalen Fänge in den 60-er und 70-er Jahren im Paternioner- und Olsacher Revier der Drau. Uranitsch, Jakob Olsacher, Siggi Pranzl, Alwin Winkler, Willi Rader usw. haben mehrere Huchen jenseits der 20kg Marke erbeutet. Es gibt auch heute noch vereinzelt in den Draustauen bis zur Drauschleife bei Wernberg kapitale Exemplare.

Der Huchen, unser Königsfisch, ist stark gefährdet, denn harter Uferverbau, Schwellbetrieb, verschlammte Stauräume, Laufkraftwerke, Gewässerverunreinigungen engen seinen natürlichen Lebensraum ein. Nur wenn die vollständige Durchgängigkeit über funktionierende Fischaufstiege erreicht und grundsätzliche Habitatsverbesserungen durchgeführt werden, werden sich die Huchenbestände halten und sich selbst reproduzieren.

Ein übermäßiges Einbringen von Junghuchen gefährdet die ohnehin rückläufige Äschenpopulation und den teuren Forellenbesatz.

Von OSTR Mag. Werner Raup

Der Huchen (Hucho hucho; Linnè 1758)

Rote Liste: Österreich, Kärnten
Größter heimischer Salmonide
walzenförmiger Körper mit stumpfem Kopf und großer Fettflosse.
Je nach Bodenbeschaffenheit blaugrauer bzw. blaugrüner Kopf und Brustteil, Flanken oft kupferfarben (Laichzeit), Bauch silberweiß, Flossen ohne schwarze Punkte, Schwanzflosse ausgeschnitten
Vorkommen: südliche Zuflüsse zur Donau
Laichzeit: März, April
Schonzeit:1.Feber bis 1. Juni
Mindestfangmaß: 85cm
Fisch des Jahres 2015 in Deutschland